Solidarität für Bretten und Nauen - BSH Standortschließungen
IG Metall und Gesamtbetriebsrat sagen Nein – Solidarität für alle Standorte

BSH-Geschäftsführung beschließt das Aus für die Werke in Bretten und Nauen. IG Metall und Gesamtbetriebsrat im Vorfeld nicht informiert. Eiskaltes Vorgehen des Unternehmens.

9. Dezember 20259. 12. 2025


Die Entscheidung der Geschäftsführung der BSH Hausgeräte GmbH, die Werke in Bretten (Baden-Württemberg) sowie die angeschlossene Logistik dort und das Werk in Nauen (Brandenburg) zu schließen, sorgt bundesweit für Empörung. Rund 1.400 Beschäftigte sollen ihre Arbeitsplätze verlieren – trotz jahrelang guter Ergebnisse, schwarzen Zahlen und wettbewerbsfähiger Produktqualität.

„Das ist kein Strukturwandel – das ist knallharte Standortpolitik auf dem Rücken der Beschäftigten“, sagt Harald Reininger, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der BSH Hausgeräte GmbH. „Werke, die über Jahrzehnte erfolgreich gearbeitet haben, werden ohne Not geopfert. Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Kolleginnen und Kollegen“, so Reininger weiter.

BSH: Rückzug aus sozialer Verantwortung. Offiziell spricht das Unternehmen von „Effizienzsteigerung“ und „Zukunftsfähigkeit“. Tatsächlich verfolgt die BSH – ein Unternehmen des Bosch-Konzerns – eine Strategie der Kostensenkung durch Produktionsverlagerung. Statt in Beschäftigung, Ausbildung und Innovation in Deutschland zu investieren, werden funktionierende Standorte abgewickelt, um Lohnkosten zu sparen.

„Wenn ein profitabler Konzern wie BSH beginnt, industrielle Arbeit aus Deutschland in „Best-Cost Countries“ zu verlagern, ist das ein gefährliches Signal für die gesamte Branche“, warnt Sascha Treml, IG Metall-Unternehmensbeauftragter für die BSH. „Das hat nichts mit Zukunft und Investition in Innovation und Wettbewerbsfähigkeit der Standorte und Beschäftigte zu tun – Ziel des Unternehmens ist verantwortungslose Gewinnmaximierung auf Kosten der Menschen, die jahrelang zum Unternehmenserfolg beigetragen haben“ so Sascha Treml.

Schon vor dem Hintergrund sozialer Verantwortung ist die Vorgehensweise der Geschäftsführung von BSH beschämend. Aber mehr noch, das Übergehen betriebsverfassungsrechtlicher Mitbestimmung durch Nichtinformation sind ein Skandal und ein Bruch der Sozialpartnerschaft und vertrauensvollen Zusammenarbeit. Nach Betriebsverfassungsgesetz müssen die Arbeitnehmervertretungen rechtzeitig und umfassend über Betriebsänderungen informiert werden. Rechtzeitig bedeutet im Planungsstadium möglicher Veränderungen und nicht nach Verkündung der Entscheidung.

„Dass wir als Betriebsrat eine Stunde vor offizieller Verkündung der Maßnahme informiert wurden, kommt der Aufkündigung jahrelanger vertrauensvoller Zusammenarbeit im Sinne der Sozialpartnerschaft gleich“, so Margit Gelhar, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende aus Nauen.

Darüber hinaus beschreiben die Brettener Beschäftigten, ein Standort, der seit beinahe 150 Jahren besteht, in welcher eiskalten Manier sie von den Verantwortlichen vor Ort geringschätzend informiert wurden. „Wir waren schockiert, auf welche Art und Weise der Belegschaft die Nachricht überbracht wurde. Wir wurden in einer Halle zusammengerufen und in zehn Minuten regelrecht abgefrühstückt“, so Betriebsratsvorsitzender Kristian Kipcic-Suta aus Bretten.

Noch eine Woche vor Verkündung der Standortschließung wurde für die Logistik Bretten ein Tarifvertrag mit der IG Metall geschlossen. Eigentlich ein zukunftsgerichtetes Signal an die Belegschaft. „Umso schockierender war für uns die Erkenntnis, dass schon während der Verhandlungen klar sein musste, dass es den Standort in Kürze nicht mehr geben soll“, so Carlos Weber, Betriebsratsvorsitzender der Logistik in Bretten.

IG Metall und Gesamtbetriebsrat fordern Erhalt aller deutschen Standorte. IG Metall und Gesamtbetriebsrat fordern von der BSH-Geschäftsführung:

-  Rücknahme der geplanten Werksschließungen – Stopp aller Aktivitäten

-  Einhaltung der bestehenden Beschäftigungsgarantien

-  Verbindliche Standort- und Beschäftigungsgarantien für alle deutschen Standorte

-  Transparente Investitions- und Innovationsoffensive in Deutschland

-  Zukunftsverhandlungen mit Betriebsräten und IG Metall

„Wir werden diese Entscheidung nicht stillschweigend hinnehmen“, so Ingrid Eggenmüller, stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende der BSH Hausgeräte GmbH. „Wer sich mit den Beschäftigten von Nauen und Bretten anlegt, muss mit unser aller Widerstand rechnen. Wir stehen zusammen, egal ob direkt betroffen oder nicht.“

Solidarität über alle Standorte hinweg. Die IG Metall und die Betriebsräte an allen deutschen BSH-Standorten rufen zur Solidarität mit den betroffenen Belegschaften auf. Die Schließungen sind ein Bruch mit der Kultur und der Sozialpartnerschaft bei BSH.

„Heute sind es Nauen und Bretten – morgen kann es jeden treffen“, sagt Bettina Thurl, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Rosenheim. „Wir fordern von der BSH-Geschäftsführung, endlich Verantwortung für ihre Beschäftigten zu übernehmen – und nicht bloß überzogene Renditeziele zu bedienen.“, so Bettina Thurl weiter.